Protagonistin dieses Romans ist eine junge, hoch intelligente Frau namens Sarah. Ein halbes Jahr zuvor ist ihre Tante Amalia verstorben, bei der sie und ihre jüngere Schwester Milena aufgewachsen sind und die ihr mehr als jeder andere Mensch bedeutet hat, sie als einzige verstanden und richtig zu behandeln gewusst hat. Sarah ist ein wenig anders als die meisten Menschen; sie hat Probleme mit sozialer Interaktion, damit, die Verhaltensweisen, Gefühle und Gesichtsausdrücke anderer zu deuten. Am liebsten wäre ihr, jeder sagte einfach immer eindeutig und unmissverständlich, was gemeint ist.
Schon ihr Leben lang bedeuten Bücher Sarah mehr als Menschen, sind ihre Welt, ihr Rückzugsort. So hat sie dies auch zum Beruf gemacht und - gemeinsam mit ihrer Tante - alte Bücher gejagt und restauriert.
Eines Tages steht der junge Bibliothekar Ben vor ihrer Türe, der sie darum bittet, gemeinsam mit ihm die Suche nach dem verschollenen Teil einer mittelalterlichen Karte, welche Amalia begonnen hatte, fortzuführen.
Anders als der Klappentext des Buches vermuten lässt, nimmt diese Jagd nach der Tabula Peutingeriana jedoch bei weitem nicht den größten Anteil der Erzählung ein. Stattdessen sind zentrale Themen Sarahs Kindheit und Jugend bei ihrer Tante, ihre Andersartigkeit und die damit einhergegangenen Probleme sowie Amalias Tod, Sarahs immense Trauer darüber und das ganz langsame Abschiednehmen.
Erst im letzten Teil des Romans nimmt die Suche mehr Raum ein und gewinnt an Tempo.
Über die gesamten gut 400 Seiten hinweg kommen Sarah und Ben sich immer näher, öffnet sie sich ihm ganz langsam immer weiter, da sie hier - woran sie nicht geglaubt hatte - einen Mann getroffen hat, der sie so liebt und versteht, wie sie ist, und dem sie tatsächlich nahe sein möchte.
Auch wenn der Inhalt des Romans nur in Teilen dem entspricht, was ich erwartet und mir gewünscht hatte, ist er schön zu lesen und zu empfehlen; Sarahs Gefühlswelt wird sehr liebevoll und anschaulich geschildert, so dass man sich ausgesprochen gut mit ihr identifizieren kann.
Gestört hat mich das Gendern, welches die Autorin betreibt - umso mehr, als sämtliche unterschiedlichen Schreibweisen (maskuline wie feminine Form, ...Innen sowie ...*innen) bunt gemischt verwendet werden (teilweise sogar innerhalb eines einzigen Satzes). Ganz am Ende des Buches wird erläutert, aus welchen Beweggründen dies bewusst so gemacht wurde; besser hätte mir gefallen, dies bereits vor der Lektüre zu wissen.