Das Haus der Türen ist einer dieser Romane, die nicht laut auftrumpfen, sondern sich langsam entfalten – getragen von einer eleganten und bildhaften Sprache, die mir unheimlich gut gefallen hat. Die Geschichte spielt im kolonialen Malaysia der 1920er-Jahre und dreht sich um Lesley Hamlyn, eine Frau, die in der britischen Oberschicht lebt. Mit dem Besuch von Schriftsteller W. Somerset Maugham, der mit seinem Assistenten zwei Wochen bei Lesley und ihrem Mann lebt, beginnt Lesley, ihm von ihrer Vergangenheit zu erzählen: ihrer Affäre mit einem chinesischen Intellektuellen, ihrem politischen Engagement und dem Mordprozess ihrer besten Freundin, die einen Mann erschossen hat.
Tan Twan Eng gelingt es trotz des insgesamt langsamen Erzähltempos durch seine Sprache schnell, eine Atmosphäre aufzubauen, die mich in ihren Bann gezogen hat, was bestimmt auch an der gelungenen Übersetzung von Michaela Grabinger liegt. Malaysia mit seinen Gerüchen, Farben und Spannungen zwischen den Kulturen ist hier nicht nur eine Kulisse. Der Roman verhandelt große Themen wie Kolonialismus, Identität, gesellschaftliche Rollen und queeres Begehren – aber er tut dies leise, vielschichtig, mit viel Feingefühl.
Ich kann absolut nachvollziehen, warum der Roman für den Booker Prize nominiert war. Ich empfehle ihn allen, die historische Romane mit Tiefe und Atmosphäre lieben und an der kolonialen Geschichte von Malaysia interessiert sind.