„Die vierte Schwester“ von Kate Atkinson ist kein typischer Kriminalroman. Der Text eröffnet mit drei unverbundenen Fällen. Die junge Olivia wird aus ihrer Familie entführt oder verschwindet anderweitig (sie ist die „vierte Schwester“). Laura wird vor den Augen ihres Vaters mit einem Messer getötet, der womöglich das eigentliche Ziel war. Der Täter kann entkommen. Und die früh verheiratete und schwanger gewordene Michelle bringt in einem Wutanfall ihren Ehemann mit der Axt um.
Im Hauptteil zeigt sich dann, dass der Privatdetektiv Jackson Brodie wohl das verbindende Moment dieser Fälle sein soll. Der wird nach über 30 Jahren von zwei der drei verbliebenen Schwestern engagiert, um doch noch einmal nach Olivia zu suchen. Denn bei der Wohnungsauflösung nach dem Tod des Vaters haben die die blaue Maus wiedergefunden, die die Schwester am Tag der Entführung bei sich trug und eigentlich nie aus der Hand gab. Zudem scheint der Vater sich den Töchtern „unsittlich“ genähert zu haben. Auch Lauras Vater wird bald als ein Klient von Brodie enthüllt und auch Michelles Tat ist mit Brodie verbunden.
Jener hat, wie das für Privatdetektive nach dem Klischee scheinbar geradezu Pflicht ist, natürlich auch noch massig eigene Probleme, mit denen er kämpft. Die Ex ist mit einem Neuen zusammen, hält seinen Job für schädlich für das Kind und möchte sich nach Neuseeland absetzen.
Auch im Hauptteil wird „Die vierte Schwester“ nicht erzählt wie ein typischer Kriminalroman, in dem vor allem die Ermittlungen im Mittelpunkt stehen. Sondern die Handlung bleibt aufgefächert, Kapitel für Kapitel stehen wechselnde Charaktere im Fokus. Das liest sich im Großen und Ganzen gut und tut der Spannung keinen Abbruch, auch wenn manches Kapitel eher abfällt und manche Figuren deutlich blasser bleiben als andere.
„Die vierte Schwester“ ist keine ganz große Literatur, aber sicher sehr gehobene Krimilektüre.