Dies ist nun der dritte Band der Trilogie und ich empfehle, die beiden Vorgängerromane zuerst zu lesen. Wieder begeben wir uns in zwei Zeitebenen und zwei Handlungsstränge. Isabell hat nach dem Tod ihrer Großmutter Klara die über einhundert von Klara besprochenen Kassetten gehört. Klara hat hierauf ihr Leben geschildert. Mittlerweile ist das letzte Kriegsjahr angebrochen und die Einschläge rücken sprichwörtlich näher. Klara trägt die Last für ihre vier kleinen Kinder ganz allein, denn ihr Mann Gustav ist nach wie vor im Kriegseinsatz. Immer wieder erinnert sie sich an Tolla, das jüdische Mädchen, welches sie jahrelang umsorgt hat. Sie ließ sie fort gehen, um sie in Sicherheit zu bringen. Schmerzlich muss Klara erfahren, dass ihr das nicht gelungen ist. Isabell hat durch diese Aufnahmen einen ganz anderen Eindruck von ihrer Großmutter bekommen. Das Bild der Großmutter hat sich verändert. Isabell ist es wichtig, auch ihrer Familie dieses Bild näherzubringen und so ist es an ihr, die Trauerrede für die Trauerfeier zu formulieren. Aber nicht nur das treibt Isabell um, sie stellt sich die Frage, ob sie glücklich mit ihrem Leben ist und auch die Gedanken an Tolla lassen sie nicht los.
Auch dieser Roman hat mich wieder berührt und mir ist diese Mal so richtig bewusst geworden, was die Frauen und Mütter in den Kriegsjahren eigentlich geleistet haben. Es erscheint fast unmöglich und doch ist es gelungen. Mir gefällt, dass die Autorin in diesem Band mehr Bezug auf Isabell nimmt und somit einen Vergleich der Generationen vornimmt. Ich habe das Gefühl, dass das Verhältnis zwischen den Zeitebenen ausgeglichener ist und wir auch mehr über Isabell erfahren. Das Romanende war mir zu abrupt, das ging mir dann doch zu schnell. Hier hätte ich mir mehr Informationen über Gustavs Heimkehr und den Umzug in den Westen gewünscht. Mir ist klar, dass die Trilogie die Geschehnisse im Nazi-Deutschland aufzeigen soll, doch haben wir soviel über Klara erfahren, da wäre es wünschenswert gewesen, auch über den Neuanfang nach Kriegsende zu erfahren. Nach drei Büchern ist Klara mir schon ans Herz gewachsen.
Der Schreibstil von Alexa Henning von Lange ist auch hier wieder modern und flüssig und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Das Buchcover ist perfekt, denn es hat einen Wiedererkennungswert Der Roman regt zum Nachdenken an und es ist nach wie vor wichtig, die Erinnerungen wachzuhalten. Diese wunderbare Trilogie trägt dazu bei.