“Heaven” von Mieko Kawakami ist ein einfühlsamer Roman, in dem es um ein sensibles Thema geht: Mobbing ist an Japans Schulen seit langem weit verbreitet. Davon erzählt Kawakami aus Sicht eines 14-jährigen, der sich seiner Mitschüler nicht erwehren kann und dessen Leiden auch von den Lehrer*innen konsequent übersehen wird. Angesiedelt ist Kawakamis Geschichte Angfang der 1990er Jahre, lange vor der Erfindung von Handys, Youtube und Social Media, aber die Mechanismen der Quälerei sind ja bekanntlich immer die gleichen. Ihre beiden Protagonisten gehen dabei sehr unterschiedlich mit ihrer Situation um: Während die 14-jährige Kojima Fantasiewelten wie “Heaven” erfindet, in die sie sich flüchten kann, fragt Kawakamis Ich-Erähler nach dem Sinn der Attacken und rätselt, warum es gerade ihn trifft. Die Autorin geht mit einer großen Offenheit und zum Teil recht krassen Details an das Thema heran, so dass wir manchen heilsamen Schock über so viel sinnlose Brutalität zu verdauen haben. All das macht “Heaven” zu einer neuen großartigen Erzählung von Mieko Kawakami, die mit ihrem ebenso sensiblen wir direkten Stil schon in “Brüste und Eier” einen internationalen Volltreffer gelandet hat.